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WERDEN WIR FÜR DUMM VERKAUFT?

1. Jedes Volk glaubt, kollektiv unter göttlichem Schutz zu stehn.

Wird man Opfer von Invasoren,

haben die eigenen Götter versagt und den Kampf in höheren Sphären

gegen die fremden Himmelswesen, die stärker sind, verloren.

2. Bei allem Unheil, das uns traf, muss Jahwe demnach machtlos sein:

Nach Salomos Tod wie Glieder ohne Haupt

in Israel und Juda zweigeteilt, hat Ägyptens Pharao den Tempel geplündert

und selbst unser Allerheiligstes, die Bundeslade, geraubt.

R: Werden wir von Priestern und Propheten für dumm verkauft,

wenn sie behaupten, dass Jahwe nicht schwach, sondern allmächtig sei,

die Feinde nur benutze, uns zu strafen für fortwährende Vielgötterei?

3. Das Nordreich Israel erobert von den Assyrern,

Versklavte ins Zweistromland deportiert,

im Tausch andere Völker angesiedelt, die, Jahwe für sie nur einer von vielen,

erst recht einen Heidenkult betreiben, in Samaria assimiliert.

4. Im Südreich Juda handelt König Josia ganz in Gottes Sinn.

Lässt alte Quellen in Schriften erfassen,

reformiert den Glauben Mose gemäß, und doch hat er ihn in einer Schlacht

gegen die einmarschierten Ägypter unterliegen und sterben lassen.

R: Werden wir von Priestern und Propheten für dumm verkauft,

wenn sie behaupten, dass Jahwe nicht schwach, sondern allmächtig sei,

die Feinde nur benutze, uns zu strafen für fortwährende Vielgötterei?

5. Jerusalem gleich zweimal erstürmt von den Chaldäern,

der herrliche Tempel schließlich zerstört,

zu Abertausenden nach Babylon in ferne Gefangenschaft verschleppt,

vergebens all unsere Hilfeschreie, wie oftmals nicht erhört.

6. Nun trauern wir hier im Exil an Euphrat und Tigris,

das Herz vor Heimweh fast zerbricht,

und lauschen gebannt zwischen Zweifel und Hoffnung

dem zweiten Jesaja, der in mystischen Worten

das Kommen eines Heilsbringers, den Messias verspricht.

Text und Melodie: Karl Koch